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EZB: Kommen jetzt italienische Verhältnisse?

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English: Euro symbol in front of the ECB, at n...

Euro-Symbol von Ottmar Hörl, vor dem Gebäude der EZB in Frankfurt am Main (Photo credit: Wikipedia)

Es ist natürlich nicht so, dass ich irgendetwas gegen Italien oder die Italiener habe, das gleich mal vorweg. Italienische Verhältnisse – damit spiele ich auf das an, was sich in Italiens Geldpolitik zu Zeiten der Lira so getan hat. Und das ist eine Inflationsspirale, ausgelöst durch unstete politische Verhältnisse und den ungebremsten Hang zu Ausgaben.

Ich bin ja kein Pessimist, aber das, was die EZB da heute in Frankfurt verkündet hat, lässt mir das Wasser kalt den Rücken runter laufen. Deutschland, quasi als Hort der Stabilität, muss sich seinen Schuldnern geschlagen geben. Mit meinen Worten würde ich das so erklären: Die Südländer haben sich über die EZB einen niemals leer werdenden Geldautomaten erschaffen. Dieser hat eine Standleitung zu u. a. in Deutschland stehenden Notenpressen. Und Mario Draghi, der EZB-Kapitän, hat sich heute eine neue Geldkarte geben lassen, dessen PIN nur er kennt. Aus Sicht der Bundesbank muss das Ganze wie eine feindliche Übernahme daherkommen.

Dass die Börse darüber jubelt und die Kommentare vieler, wenn auch nicht aller, Bankenvertreter positiv ausfallen, verwundert nicht. Liquidität steht demnächst immer und überall zur Verfügung. Somit kann investiert werden, was das Zeug hält. Das sorgt für Finanzgeschäft bei den Banken und die Börse jubelt ob der üppig fließenden Mittel für ihre Schäfchen. Auch die Edelmetallhändler sind happy, denn Gold und Silber sind nur begrenzt vorhanden. Mit der wohl steigenden Nachfrage geht dann auch der Preis nach oben, feine Sache, oder? Ähnliches gilt für Immobilien.

Aber muss man unbedingt ein Spielverderber sein, wenn man das nicht gut findet? Wenn sich Staaten nahezu unkontrolliert an der Ausgabestelle bedienen können? Wenn es faktisch kaum noch eine Rolle spielt, ob sie ihre Strukturen reformieren? Wenn die Inflation kommt und die Ersparnisse vieler Menschen entwertet? Wenn die Gewinner dieser sehr kurzfristig orientierten Denkweise mal wieder die Banken und Spekulanten sind?

Ich bin zwar Hausbesitzer und würde in diesem Fall profitieren. Also vielleicht würde ich profitieren, ausgemacht ist das ja noch lange nicht. Denn Inflation allein macht noch keinen Markt.
Aber für die Gesamtentwicklung ist das auch nicht so wesentlich. Viel übler ist aus meiner Sicht, dass es der europäischen Politik zum wiederholten Male nicht gelungen ist, ein Problem bei der Wurzel zu packen und zu lösen. Statt dessen wurde nur Medizin verabreicht, die an den Symptomen herumkratzt. Soll heißen: Für kurze Zeit herrscht Ruhe, dann kehrt das Problem in umso größerer Form zurück.

Auch für unser Geschäft schwant mir nichts Gutes. Die taktischen Zulassungen bei Neuwagen liegen schon wieder auf Rekordniveau, die Gebrauchtwagenpreise fallen, die Restwerte stehen unter Druck. Gleichzeitig muss sich der Handel auf neue, herausfordernde Themen einstellen: E-Mobilität, Car Sharing, Internethandel, immer längere Serviceintervalle, steigende Anforderungen der Marken, Fachkräftemangel, Nachwuchssorgen, Basel III und Liquiditätsprobleme. Wenn die große Politik dann solche Signale sendet, woran soll man dann noch glauben?

Aber was soll’s: Wir leben hier und müssen, bei allem Ärger darüber, mit der Situation umgehen. Jedes Unternehmen muss seine eigene Lösung finden. Wichtig ist dabei, dass sich die Unternehmer der Herausforderungen bewusst sind. Kann man davon ausgehen, dass dem so ist?

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